Herbst.. Das ist, wenn man 6 Uhr ungläubig auf den Wecker starrt, weil es noch stockfinster ist. Wenn morgens plötzlich kein Vogel mehr singt und man stattdessen das Rascheln trockener Blätter im Innenhof hört. Wenn die erste eisige Luft durch den Fensterspalt ins Schlafzimmer zieht und das Bett plötzlich zum schönsten Ort der Welt wird.. und man am liebsten den ganzen Tag darin verbringen möchte.
Wenn man nur könnte.
Herbst ist, wenn sich das Jahr langsam dem Ende neigt. Wenn alles etwas ruhiger wird (zumindest in der Theorie). Wenn man nach Feierabend überlegt, ob man nicht doch lieber das Radtrikot gegen den kuscheligen Kapuzenpulli tauscht. Crossbike gegen Sofa. Adrenalin gegen Melatonin. Kühles Bier gegen trockenen Rotwein. Oder heißen Tee.
Mal wieder drinnen entspannen und abschalten, wenn der Regen an die Fensterscheibe peitscht. Ein Buch lesen statt Serien bei Netflix zu schauen. Mal wieder mit den Fingerspitzen Papier berühren statt ein grelles Display anzustarren. Mal wieder blättern statt zu swipen.
Einfach Mal wieder die analoge Ruhe genießen – offline.
In Büchern (vorallem in Kochbüchern) zu schmökern, ist für mich nicht nur Inspirationsquelle, sondern auch pure Entspannung. Fast schon meditativ könnte ich darin versinken. Am liebsten in denen mit den vergilbten Seiten. Die von Oma. Die, die Menschen überleben. Die ohne Schließen-Button in der Ecke. Die ohne Schnick-Schnack. Litereckeratur. Damit das Herz was zu beißen hat.
Herbst ist, wenn es wieder Spaß macht, den Ofen auf 180 Grad zu drehen – weil draußen kein subtropisches Klima mehr herrscht. Wenn man vorfreudig und gebannt vor der Ofenklappe sitzt und dabei zusieht, wie sich langsam die Färbung des Kuchenteigs verändert und die Vanillepuddingfüllung zu blubbern beginnt. Die selbstgemachte, nicht die aus der Tüte.
Mal wieder die Wohnung in den Duft von selbst gebackenem Apfelkuchen tauchen. Die letzte Ernte des Sommers genießen. (Wer im Sommer viel Fahrrad fährt, kann im Herbst mehr Kuchen essen. 🙂 ) Mal wieder Mehl und Milch mischen. Eier aufschlagen und trennen. Mal wieder Teig kneten, Äpfel entkernen und Mandeln hacken. Mal genüsslich entspannen. Die Nase nicht nur ins Kochbuch, sondern auch in das Glas mit den Vanilleschoten und Zimtstangen stecken, die süßes, vorweihnachtliches Kribbeln erzeugen.
Herbst – so schlimm bist Du eigentlich gar nicht.
Rezept für eine Form mit 26cm Ø
Buchweizen-Apfelkuchen mit Vanillepuddingfüllung
für den Teig
250g Buchweizenvollkornmehl (anderes geht natürlich auch)
70g Rohrohrzucker
150g kalte Butter
2 Eigelb
1 Prise Salz
1 TL gemahlener Zimt
etwas kaltes Wasser
für den Vanille-Pudding
2 Äpfel (am besten eine leicht säuerliche Sorte, z.B. Elstar)
2 Eigelb
1 Vanilleschote
400ml Milch (z.B. Mandelmilch)
2 EL Ahornsirup zum Süßen
etwa 2 EL Johannisbrotkernmehl (oder Stärke)
außerdem
etwas gemahlener Zimt
eine Handvoll gehackte Mandeln
Für den Mürbeteig zunächst zwei Eier trennen und das Eigelb mit dem Zucker, der kalten Butter (in kleinen Stücken), dem Mehl, einer Prise Salz, 1 TL Zimt und einem kleinen Schluck Wasser in eine Schüssel geben und zügig zu einem glatten Teig kneten. (Die Menge des Wassers ist abhängig vom verwendeten Mehl, der Teig sollte nicht zu feucht sein und sich gut formen lassen. Nehmt also lieber erstmal weniger.)
Den Teig zu einer Kugel formen, in Frischhaltefolie wickeln und 30min in den Kühlschrank legen, damit er sich anschließend besser verarbeiten lässt.
Währenddessen den Pudding zubereiten. Dazu die Milch (ich habe Mandelmilch verwendet, da sie dem Pudding noch eine leichte, nussige Note verleiht) in einen Topf geben und langsam bei mittlerer Hitze erwärmen (nicht kochen!). 2 Eier trennen, das Eigelb zur Milch geben und mit einem Schneebesen verrühren. Das Mark einer Vanilleschote auskratzen und ebenfalls hinein geben. Zum Süßen verwende ich 2 EL Ahornsirup (Karamellnote – lecker!). Ist die Vanillemilch heiß, gebt ihr unter ständigem Rühren langsam das Johannisbrotkernmehl (oder Stärke) dazu, bis sie langsam dickflüssig wird. Anschließend den Topf vom Herd nehmen, ab und zu umrühren. Nun die Äpfel waschen (ich habe sie nicht geschält), das Kerngehäuse entfernen und das Fruchtfleisch würfeln. Apfelwürfel in den heißen Pudding geben und nochmals kurz umrühren.
Ofen auf 175°C Umluft vorheizen. Den Teig aus dem Kühlschrank nehmen und auf einer bemehlten Arbeitsfläche gleichmäßig und nicht zu dick ausrollen. Die Kuchenform mit etwas Butter fetten und mit dem Teig auskleiden, dabei die Ränder formen und den überstehenden Teig abschneiden (ihr solltet jetzt noch etwa 1/3 des Teigs übrig haben). Die verbliebenen Teigreste nochmal zu einer Kugel formen und erneut ausrollen. Jetzt kommt der kreative Teil: mit einem Messer oder Pizzaroller schmale Streifen schneiden oder alternativ Plätzchenausstecher nutzen. Den Vanillepudding mit den Apfelstücken auf den Teig in der Kuchenform geben und die Teigstreifen zum Beispiel rautenförmig darüber legen.
Zum Schluss den Kuchen noch mit etwas Zimt bestreuen und auf mittlerer Schiene im Ofen bei 175°C etwa 45min backen, bis er eine goldbraune Färbung annimmt. Die gehobelten Mandeln verteilt man am Besten nach 30min Backzeit über dem Kuchen, da sie sonst verbrennen. Den Kuchen anschließend gut abkühlen lassen, anschneiden und servieren.
7 comments
Das Rezept klingt sehr, sehr gut! Mit Buchweizen habe ich persönlich noch viel zu wenig ausprobiert, ich sollte mal… Auf jeden Fall vielen, vielen Dank für die super Inspiration!
Liebe Grüße, Ina
Habe noch nie einen so aufwendig zubereiteten Apfelkuchen gesehen, sieht aber wirklich lecker aus! Werde das Rezept sicher auch mal versuchen 😉
LG
Ich habe deinen Kuchen am Wochenende ausprobiert und er war super lecker! 🙂 Allerdings habe ich ihn “veganisiert” und das Ei ersetzt. Danke für die Rezeptidee. VG Anna
Hey Anna, das klingt super! 🙂 Was hast Du denn bei dem Pudding statt dem Eigelb genommen? LG, Aileen
Hallo Aileen, bei Pudding funktioniert Johannesbrotkernmehl sehr gut. LG Anna
Seeeehr lecker liebe Aileen,
ich kann deinen leckeren Kuchen förmlich riechen! Wäre schön jetzt mit
dir ein Stück gemeinsam zu verspeisen und zu quatschen.
Liebe Grüße heute mal aus Dresden
Doreen